Chronisch entzündliche Darmerkrankung (IBD) bei der Katze
Der englische Name „Inflammatory Bowel Disease“ (kurz: IBD) steht für eine chronische Darmentzündung. Charakterisiert ist die Erkrankung durch dauerhafte oder wiederkehrende gastrointestinale Probleme wie Durchfall und/oder Erbrechen.
Die Ursache ist unbekannt, aber wahrscheinlich handelt es sich bei der IBD um eine Immunreaktion der Darmschleimhaut. Verschiedene Auslöser, wie z.B. allergische Reaktionen, Unverträglichkeiten auf bestimmte Nahrungsbestandteile oder intestinale Mikroorganismen, verhelfen der Krankheit vermutlich zum Ausbruch.
Symptome
Typische Symptome der Darmentzündung sind chronischer Durchfall und/oder Erbrechen, oft verbunden mit gurgelnden Darmgeräuschen und starken Blähungen. Nicht selten sind auch Schleim und Blut Bestandteil der Ausscheidungen. Bauchschmerzen, wechselnder Appetit und Gewichtsverlust werden ebenfalls häufig beobachtet.
Diagnose
Die Diagnose der Krankheit erfolgt indirekt per Ausschlussverfahren. Das heisst, dass bei einem Verdacht auf IBD alle anderen möglichen Ursachen für Durchfallerkrankungen, wie z.B. Infektionen mit Parasiten, Viren oder Bakterien, andere Organerkrankungen, Hormonerkrankungen, etc. ausgeschlossen werden sollten. Dazu gehört auch ein Ultraschall des Bauches.
Zeigt der Ultraschall Auffälligkeiten, lassen sich mit Hilfe von weiteren speziellen Untersuchungen von Lymphdrüsen- und/oder Darmgewebsproben zudem entzündliche von tumorösen Darmerkrankungen (Lymphome) abgrenzen. Für die Probengewinnung gibt es drei Methoden: Feinnadelaspiration, Endoskopie und Laparatomie. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile, die Sie mit Ihrem Tierarzt besprechen sollten.
Therapie
Da die Ursache von IBD bei Katzen noch immer unbekannt ist, ist eine ursächliche (kausale) Therapie nicht möglich. Das Management basiert auf diätetischen Massnahmen und dem Einsatz spezieller Medikamente zur Reduktion entzündlicher Reaktionen.
Empfehlenswert ist bei IBD eine Futtermittelumstellung auf ein leicht verdauliches Futter mit wenig Allergiepotential. Dadurch wird der Darm weniger gereizt und die Entzündung kann abklingen. Viele Tiere zeigen allein schon durch das Verabreichen des passenden Futters eine deutliche Besserung.
Die meisten Tiere reagieren dabei auf die Eiweisse im Futter. Das heisst, dass die Tiere auf eine Proteinquelle, sprich Fleischsorte, umsteigen müssen, die sie bislang noch nie gefressen haben (z.B. Pferd, Strauss, Büffel, Känguru, etc.). Es gibt aber auch Futtermittel, in denen die Eiweisse so klein gespalten sind, dass sie vom Darm nicht als „fremd“ erkannt werden. Beide Diätfuttermittelarten sind zumeist auch frei von Gluten und belasten somit bei einer möglichen Überempfindlichkeit den Darm nicht zusätzlich. Da selbst minimale Mengen einer ungeeigneten Proteinquelle die Therapie stören können, sollten Tiere auf einer Allergiediät nichts Anderes fressen (keine Leckerlis, anderes Futter, etc.)! Die Beimischung von sogenannten Prä- und Probiotika zur Nahrung kann zur Stabilisierung der Darmflora beitragen und wird oft begleitend eingesetzt.
Medikamente
Häufig wird eine IBD, die nicht alleine mit einer Futterumstellung besser wird, zusätzlich mit Kortison behandelt. Falls Kortison zusammen mit einer Futterumstellung nicht hilft, können auch noch weitere immunmodulatorische oder antibiotische Medikamente eingesetzt werden.
Prognose
Eine IBD kann nicht geheilt, sondern nur kontrolliert werden. Die Prognose ist jedoch meist günstig, die Mehrzahl der Tiere profitiert von einer Therapie. Es gibt aber auch Hinweise auf einen potentiellen Zusammenhang zwischen IBD und der Entwicklung eines gastrointestinalen Lymphoms.
Generell müssen Tierbesitzer während der Therapie viel Geduld aufbringen: Bis die Patienten stabil sind und die Stuhlqualität oder das Erbrechen besser werden, können mehrere Wochen vergehen. Deshalb ist es wichtig, dass man trotz anfänglich fehlender Erfolge die Behandlung fortsetzt.
IBD oder Lymphom?
Lymphome können ähnliche klinische Symptome hervorrufen wie IBD, u.a. chronisches Erbrechen und/oder Durchfall, Gewichtsverlust und verdickte Darmschlingen. Die Differenzierung beider Krankheiten ist eine Herausforderung, aber sehr wichtig. So werden Tiere mit anhaltenden klinischen Symptomen häufig mit Kortison behandelt. Das Problem: Der Einsatz von Kortison kann bei beiden Krankheiten kurzfristig die Symptome lindern. Die zukünftige Diagnostik wird durch die Kortisonbehandlung jedoch erschwert und es kann zu Resistenzen gegen Chemotherapeutika kommen. Die Anwendung von Kortisonpräparaten sollte deshalb besprochen werden und gut überlegt sein. Wichtig zu wissen: Die Krebsmedikamente werden nicht nur bei bösartigen Tumoren, sondern auch bei einer hochgradigen IBD als ultima ratioeingesetzt.