IMHA (Immunhämolytische Anämie)
Die immunhämolytische Anämie (IMHA) ist eine Krankheit, bei der das Immunsystem des Körpers die eigenen roten Blutkörperchen zerstört. Bei einem Hund mit IMHA ist deshalb die Zahl der roten Blutkörperchen im Blut deutlich niedriger als normal, d.h. das Tier leidet an Blutarmut (Anämie). Von einer primären immunhämolytischen Anämie spricht man, wenn nach einer gründlichen Untersuchung keine Ursache für die Erkrankung gefunden werden kann. 70-80% der betroffenen Hunde leiden an dieser Form der Erkrankung. Als sekundäre IMHA bezeichnet man alle Anämien, die als Folge eines Grundleidens wie Krebs, Infektionen oder entzündlicher Prozesse sowie nach der Einnahme bestimmter Medikamente auftreten. Cocker Spaniel erkranken besonders häufig an einer IMHA. Aber auch bei anderen Rassen, wie Zwergschnauzer, Old English Sheepdog, Collie, Bichon Frisé, Spitz, Pudel oder Zwergpinscher, tritt die Erkrankung vermehrt auf. Typischerweise handelt es sich um Hündinnen mittleren Alters.
Symptome
Häufige Symptome sind Trägheit und Teilnahmslosigkeit, blasse Schleimhäute, Schwäche, Appetitlosigkeit, Erbrechen/Durchfall und dunkel verfärbter Urin.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptome und durch Blutuntersuchungen zumeist schnell und eindeutig gestellt. So zeigen die Blutwerte in der Regel eine Erniedrigung der Erythrozytenzahl und des Hämatokrits (Anteil der roten Blutkörperchen vom Gesamtblut). Das Immunsystem der betroffenen Hunde greift aber auch manchmal weitere Blutzellen an, wodurch es zusätzlich zu einer Thrombozytopenie (Armut an Blutplättchen) oder Leukopenie (Armut an weissen Blutkörperchen) kommen kann. In einem Blutausstrich sind verdächtige Veränderungen, wie z.B. kugelförmig veränderte Erythrozyten (Sphärozyten), erkennbar. Der sog. Coombs-Test dient dem Nachweis von an Erythrozyten gebundene Antikörper. Allerdings gilt nur der positive Test als beweisend. Ein (häufiges) negatives Testergebnis schließt eine IMHA nicht aus. Die möglichen auslösenden Ursachen einer IMHA erfordern zum Teil intensive weiterführende Untersuchungen. So sollten etwa Infektionskrankheiten (vor allem zeckenübertragene Krankheiten) ausgeschlossen werden. Mit Hilfe von Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums können zudem Krebserkrankungen erkannt werden.
Therapie
Die auslösende Ursache einer IMHA muss gegebenenfalls behandelt werden. So benötigen etwa einige durch Zecken hervorgerufene Krankheiten eine Therapie mit Antibiotika oder einem speziellen Antiparasitikum. Zusätzlich dazu – oder bei einer primären IMHA – beinhaltet die Therapie die Unterdrückung des gegen die eigenen Blutzellen gerichteten Immunsystems. Dies wird mit der Gabe von hoch dosiertem Kortison und/oder anderen Immunsuppressiva (z.B. Cyclosporin, Azathioprin oder Mykophenolat) erreicht. Dabei ist zu beachten, dass bestimmte Immunsuppressiva sehr teuer sind und regelmässige Kontrollen notwendig sind; je nach Grösse des Tieres können so hohe Kosten zustande kommen. Schnell wirkende Immunsuppressiva werden dabei eher den sehr kranken, instabilen Tieren verabreicht, obwohl die Mittel mit mehr Nebenwirkungen verbunden sein können. Langsamer wirkende Mittel können Tiere in einem stabileren Zustand erhalten. Weitere unterstützende Therapiemassnahmen wie Bluttransfusionen können bei stark ausgeprägten Anämien notwendig sein. Aufgrund des erhöhten Thromboserisikos der Tiere werden auch oft gerinnungshemmende Medikamente verschrieben. Haben sich die Blutwerte über einige Wochen normalisiert, können die immunsuppressiven Medikamente alle 2-4 Wochen um jeweils eine kleine Dosis reduziert werden. Im Idealfall können so die Medikamente nach mehreren Monaten Therapie komplett abgesetzt werden.
Prognose
Etwa 25% der Tiere sterben trotz aller Bemühungen an der Erkrankung, und etwa 15% erleiden einen Rückfall, wenn die medikamentöse Therapie (zu früh) reduziert wird.
Katze
Katzen leiden selten an einer primären IMHA. Fast immer handelt es sich bei ihnen um eine durch Infektionen hervorgerufene sekundäre IMHA. Die Sterblichkeitsrate bei Katzen ist ähnlich hoch wie bei Hunden, allerdings erleiden Katzen deutlich häufiger (etwa 30%) einen Rückfall nach Reduktion der Therapie.