Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Die Überfunktion der Schilddrüse ist die häufigste hormonelle Erkrankung der Katze. Sie ist gekennzeichnet durch meist gutartige Vergrösserungen der Schilddrüsen (Adenome) und eine vermehrte Ausschüttung der Schilddrüsenhormone. Die Symptome betroffener Katzen sind sehr variabel, da die Hormone viele Organsysteme beeinflussen.
Die Hyperthyreose ist eine Erkrankung der älteren Katze. Bei frühzeitiger Diagnose ist sie gut behandelbar.
Symptome
Typischerweise verlieren die Katzen trotz Heisshungers (Polyphagie) an Gewicht. Viele Besitzer beschreiben auch Verhaltensänderungen bei ihren Tieren, wie Hyperaktivität, Rastlosigkeit und Aggressivität. Einige Katzen beginnen nachts zu schreien.
Weitere typische Symptome sind:
- Vermehrtes Trinken und Urinieren
- Stumpfes Fell
- Erbrechen und Durchfall
- Bluthochdruck
Diagnose
Bei fast allen Katzen lässt sich eine zu hohe Konzentration des Schilddrüsenhormons T4 im Blutserum nachweisen. In wenigen Fällen sind zur Diagnosesicherung noch weitere Labortests nötig. Aufgrund der häufig bestehenden Begleiterkrankungen sind zudem weitere Blutuntersuchungen sinnvoll, um beispielsweise die Leber- und Nierenfunktion zu überprüfen.
Therapie
Dauerhafte Medikation: Eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen lässt sich mit Medikamenten, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen unterdrücken, meist gut behandeln. Diese müssen lebenslang verabreicht werden.Die Tabletten werden je nach Produkt 1-2-mal täglich oral eingegeben. Einige der behandelten Katzen zeigen anfänglich leichte Nebenwirkungen wie Erbrechen und Durchfall, die aber oft von allein wieder abklingen. 2-3 Wochen nach Beginn der medikamentösen Behandlung muss das Blut erneut untersucht werden, um das Ansprechen auf die Therapie zu kontrollieren.
Bei einigen Katzen bereitet die regelmäßige Tablettengabe Probleme. In diesen Fällen kann die Gabe des Medikamentes in Form eines Sirups probiert werden.
Sollte Gabe in Form von Tabletten und auch die Gabe in Form des Sirups, aus welchen Gründen auch immer, tatsächlich beide scheitern, kann der Wirkstoff in eine Salbe umgearbeitet werden. Die Besitzer müssen die Salbe mit Gummihandschuhen auf die unbehaarte Ohrmuschelinnenseite auftragen und gut einmassieren. Die Salbe muss lichtgeschützt aufbewahrt werden. Das Ansprechen auf die Salbe kann etwas verzögert sein, weshalb erst nach etwa 3-4 Wochen das Blut erneut kontrolliert werden sollte. Die Salbe verursacht weniger Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt als die Tabletten, der Therapieerfolg ist jedoch etwas weniger konsistent.
Futter: Eine relativ neue Behandlungsmethode stellt die Fütterung der betroffenen Katzen mit einem speziellen Futtermittel dar. Der sehr niedrige Jodgehalt dieses Diätfutters führt dazu, dass weniger jodhaltige Schilddrüsenhormone gebildet werden können. Für Freigänger eignet sich diese Behandlung allerdings nicht und die Besitzer müssen sehr konsequent sein, da die Katze nichts Anderes fressen darf (keine Leckerlis, keine Futterzusätze, keine Mäuse, nichts vom Tisch, etc.).
Radiojod-Therapie: Bei dieser Art der Therapie wird der Katze in Narkose schwach radioaktives Jod gespritzt, das sich im Schilddrüsengewebe anreichert und die angrenzenden Schilddrüsenzellen zerstört und führt somit im Idealfall zu einer kompletten Heilung. Ein großer Nachteil der Behandlung ist, dass die Katzen bis zu 2 Wochen in einer Isolierstation der Klinik bleiben müssen, bis die Strahlung unter einen Grenzwert abgeklungen ist. Die Methode verursacht kaum Nebenwirkungen, kann aber nicht bei allen Katzen angewandt werden (abhängig vom Alter, Charakter, etc.).
Chirurgie: Die chirurgische Entfernung der Schilddrüse ist nur in bestimmten Fällen sinnvoll, beispielsweise bei Katzen mit einem bösartigen Schilddrüsentumor (Karzinom). Das Narkoserisiko ist meist hoch, weshalb die Tiere vor dem Eingriff idealerweise medikamentös vorbehandelt werden. Die häufigste Komplikation der Operation ist ein Kalziummangel, der entsteht weil die Nebenschilddrüsen mit entfernt oder geschädigt wurden. Müssen beide Schilddrüsenlappen entfernt werden, kommt es zudem zu einer Schilddrüsenunterfunktion und die Katze benötigt lebenslang Schilddrüsenhormone in Tablettenform.
Prognose
Erkrankte Katzen haben unter Therapie eine sehr gute Prognose und erreichen ein normales Lebensalter. Die Radiojod-Therapie und der chirurgische Eingriff ermöglichen eine dauerhafte Heilung. Tabletten, Sirup oder Spezialfutter müssen lebenslang angewendet bzw. gefressen werden; regelmässige, lebenslange Kontrollen des Schilddrüsenhormonspiegels im Blut sind notwendig, um die Therapie optimal anzupassen.
Häufig leiden Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters zusätzlich an einer chronischen Nierenerkrankung. Durch die Schilddrüsenüberfunktion wird die Nierenerkrankung jedoch sozusagen „maskiert“. Denn die Erkrankung sorgt u.a. für eine erhöhte Filtrationsleistung des Organs. Die Nierenwerte können dadurch im Labor völlig normal erscheinen. Durch die Behandlung der Hyperthyreose nimmt die Filtrationsleistung jedoch wieder ab, eine eventuell bereits vorhandene Nierenerkrankung kann dadurch zum Vorschein kommen. Deshalb sollten auch die Nierenwerte im Blut in regelmässigen Abständen kontrolliert werden.