
Wenn Schildkröten kämpfen

Dr. med. vet. Cornelia Christen
01.03.2025
Wenn Schildkröten kämpfen
Wenn Schildkröten kämpfen – Wann eine Kastration sinnvoll ist
Tipps von der VetTrust Exotenspezialistin Dr. med. vet. Cornelia Christen
In der Natur leben männliche Schildkröten meist allein und ziehen umher, um Weibchen zu finden. In Privathaltungen jedoch werden oft mehrere Männchen gemeinsam gehalten – manchmal auch mit Weibchen zusammen. Diese enge Vergesellschaftung führt zu erheblichen Problemen.

Fotograf Marc Dahinden
Männchen verteidigen ihr Territorium aggressiv und streiten um Weibchen. Dabei kommt es zu gefährlichen Kämpfen, die schwere Verletzungen nach sich ziehen können:
- Bisswunden am Hals, an den Vorderbeinen und am Schwanz
- Panzerabschürfungen bei Weibchen durch bedrängendes Deckverhalten
- Deckverletzungen im Bereich der Kloake bei Weibchen
Ein weiteres Problem ist der unkontrollierte Nachwuchs. Durch die zunehmend warmen Sommer schlüpfen in unseren Breitengraden immer mehr Schildkröten – meist Männchen, da das Geschlecht von der Bruttemperatur abhängt und bei uns die Temperaturen nicht hoch genug sind, um Weibchen hervorzubringen. Doch wohin mit den Jungtieren? Schildkröten können über 80 Jahre alt werden und brauchen ein langfristiges, artgerechtes Zuhause.
Kastration zur Stress- und Konfliktvermeidung
Eine Kastration bietet eine effektive Möglichkeit, diese Probleme zu vermeiden. Durch den Eingriff wird das hormonell gesteuerte Aggressionsverhalten der Männchen deutlich reduziert, sodass ein friedliches Zusammenleben möglich wird.
Vorteile der Kastration:
Weniger Aggression und Kämpfe und somit keine Bissverletzungen mehr. Die Weibchen werden nicht mehr bedrängt, so dass Deckverletzungen reduziert werden. Unkontrollierte Naturbruten werden vermieden.
Dadurch profitieren nicht nur die Tiere, sondern auch ihre Halter, da sich der Stress innerhalb der Gruppe deutlich reduziert und die Haltung einfacher wird.
Die Kastration: Sicher, minimal-invasiv und routiniert durchgeführt
Vor der OP wird das Tier untersucht, um sicherzustellen, dass es gesund und für den Eingriff geeignet ist. Dabei werden dem Halter alle Details der Kastration erläutert.
Die Kastration wird minimal-invasiv (endoskopisch) durchgeführt. Dabei sind lediglich kleine, gewebeschonende Schnitte nötig, um die Hoden der Schildkröte zu entfernen. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und die Tiere werden, während dem Eingriff beatmet und überwacht. Diese Methode hat sich bei Schildkröten als sicher erwiesen, und die Komplikationsraten sind sehr gering. Die Erholungszeit ist in der Regel kurz und die meisten Schildkröten fressen bereits wenige Stunden nach dem Eingriff wieder normal.
Eine chemische Kastration hat sich bei Schildkröten hingegen als nicht wirksam herausgestellt.
Eine sinnvolle Massnahme für eine harmonische Haltung
Wer Schildkröten hält, sollte ihr natürliches Verhalten berücksichtigen und Stress sowie Verletzungen vorbeugen. Eine Kastration bietet eine sichere und nachhaltige Lösung, um das Zusammenleben für Schildkröten zu verbessern.
Wenn Sie Fragen zur Kastration haben oder einen Termin vereinbaren möchten, erreichen Sie Dr. med. vet. Cornelia Christen in der VetTrust Kleintierpraxis Winterthur im Zentrum.